
Trailrunning at its best: Sechs Etappen, 178 Kilometer, fast 10.000 Höhenmeter. Im Juni 2025 habe ich mir zusammen mit Stephan Löffler den Traum vieler Trailrunner:innen erfüllt: Eine komplette Alpenüberquerung zu Fuß – in Anlehnung an den traditionsreichen Weitwanderweg E5 ab den Etappen Fünf und Sechs in eigener Abwandlung. Gemeinsam mit Stephan ging es in sechs Etappen über steile Zustiege zu Hütten, alpine Scharten und langgezogenen Täler in Richtung Italien. Vom Allgäu bis nach Südtirol. Was uns bleibt, ist deutlich mehr als Muskelkater.

Mir fällt es schwer, ein solches Abenteuer in Worte zu fassen. Daher ist dies kein umfassender Erfahrungsbericht mit allen Höhen und Tiefen, sondern ein kompakter und strukturierter Überblick über unser Abenteuer in den Alpen. Ich kann wirklich jedem nur wärmstens empfehlen, Ähnliches selbst zu wagen: Packt euren Rucksack und zieht los!

Etappe 1 – Ankommen in Oberstdorf & Aufstieg zur Kemptner Hütte
Etappe: Oberstdorf – Kemptner Hütte Distanz: 14,5 KM / +1000 HM / -20 HM
Der Auftakt unseres Abenteuers ist nach unserer Anreise per Zug in Oberstdorf im Allgäu. Von hier geht’s entspannt durch das idyllische Trettachtal in Richtung Spielmannsau. Der Anstieg zur Kemptner Hütte ist ein Klassiker: sanft beginnend, dann stetig steiler. Je höher wir steigen, desto schmaler und steiler wird der Singletrail. Die Hütte liegt spektakulär inmitten der Allgäuer Hochalpen – perfekt für die erste Nacht im Hochgebirge.
Unterkunft: Kemptner Hütte, Am Heilbronner Weg, 87561 Oberstdorf, Deutschland Website: www.kemptner-huette.de

Etappe 2 – Ganz schön langsam für die schnelle Brille
Kemptner Hütte – Memminger Hütte Distanz: 24 KM / +1200 HM / -1000 HM
Die zweite Etappe (über die Mädelegabel, Holzgau, Madau) ist im Vergleich zu den noch kommenden noch etwas kürzer; trotzdem eine erste hochalpine Herausforderung: Der Weg führt über den Grenzpass ins Lechtal und schließlich hinauf zur Memminger Hütte. Die Singletrails sind anspruchsvoll, teils blockig, teils steil – Trittsicherheit gefragt. Schließlich wollen wir uns nicht verletzen. Wir kommen deutlich langsamer voran als gedacht. Belohnt werden wir mit einem wilden Panorama und der Abgeschiedenheit der Memminger Hütte auf 2.242 m. Verpflegt haben wir uns in Holzgau im Supermarkt.
Unterkunft: Memminger Hütte, Zams 16, 6511 Zams, Österreich Website: www.memmingerhuette.at

Etappe 3 – Königsetappe
Memminger Hütte – Wenns (FeWo) Distanz: 35 KM / +2300 HM / -3500 HM
Diese Königsetappe war mit 35 km, +2300 HM und -3500 HM die längste und anspruchsvollste unserer Tour, geprägt von vielen Höhenmetern, langen Downhills und großartigen Ausblicken. Aber auch hier setzt sich unsere ERfahrung der ersten Etappen fort: wir brauchen für die Etappen länger als gedacht. Die Abtiege sind fast alle sehr technisch und lassen selten eine flowigen Downhill-Schritt zu. In Wenns hatten wir erstmalig eine Ferienwohnung für uns. Etwas mehr Ruhe, Regeneration, Wäsche entspannter waschen, Pommes mit Schnitzel und eine halbe Pizza als Nachtisch im Dorfgasthof.
Unterkunft: Landhaus Gasser, Oberdorf 234, 6473 Wenns, Österreich Website: www.landhaus-gasser.at

Etappe 4 – Pitstop im Pitztal
Wenns – Braunschweiger Hütte Distanz: 36 KM / +2000 HM / -400 HM
Diese Etappe startete mit moderaten 1000 Höhenmetern auf 30 KM durchs Pitztal. Nach diesem sehr langen Epilog geht es dann über Gletscherreste, Geröll und noch einmal 1000 Höhenmetern zur hochgelegenen Braunschweiger Hütte. Dieser letzte Anstieg ist herausfordernd, der Ausblick gewaltig. Diese Nacht verbringen wir auf der Braunschweiger Hütte auf 2.759 m – der höchsten Unterkunft der Tour.
Unterkunft: Braunschweiger Hütte, Eggenstall 39, 6481 St. Leonhard im Pitztal, Österreich Website: www.braunschweiger-huette.at

Etappe 5 – Abstieg ins Passeiertal: Dolce Vita is calling
Braunschweiger Hütte – Rabenstein Distanz: 33 KM / +1400 HM / -2800 HM
Ein Übergang der Kontraste: Vom ewigen Schnee bis nach Italien. Der Weg verläuft über das Timmelsjoch – wir halten uns abseits der historischen Passstraße auf den schmalen Wegen der alten Schmuggler. In den Bereichen die abseits der Straße verlaufen sind die Pfade entlang eines kleinen Flüsschens sehr malerisch und einladend. Nach dem obligaten Foto am Timmelsjoch geht es in einem fast endlosen Downhill Richtung Tal. In Rabenstein sind wir im Gasthof Trausberg untergebracht. Inklusive einem tollen Südtiroler Menü und opulentem Frühstück.
Unterkunft: Gasthof Trausberg, Rabenstein 6b, 39013 Moos in Passeier, Italien Website: www.trausberg.com

Etappe 6 – Letzte Etappe nach Dorf Tirol
Rabenstein – Dorf Tirol Distanz: 32 KM / +1800 HM / -2000 HM
Ein krönender Abschluss unserer Transalp – sowohl läuferisch als auch landschaftlich: Durch die Texelgruppe, über das Spronser Joch, die wundervollen Spronser Seen und unseren letzten Gipfel, den 1664 m hohen Mutkopf, ging es bis zum Berggasthof Hochmut. Dort, am Ziel unseres Abenteuers hoch über Meran, hatten wir einen unbezahlbaren Blick auf die Stadt. Ziel erreicht – Wehmut und Stolz erfüllt mein Läuferherz. Was bleibt, sind kurzfristig müde Beine, ein leichtes Zwicken und Ziehen hier und da, keine ernsthaften Verletzungen, Bilder faszinierender Landschaften und viele tolle Erfahrungen, die ich nicht in Worte fassen kann. Vielen Dank an Stephan der mich sechs Tage lang ertragen hat!
Unterkunft: Berggasthof Hochmuth, Muthöfeweg 8, 39019 Dorf Tirol, Italien Website: www.hochmuth.it

Meine Gedanken nach der Alpenüberquerung
Die Tage waren lang, erfüllt vom Laufen auf wilden Trails, dem Betrachten der alpinen Landschaft und dem Genuss von gutem Essen in Hütten oder kleinen Pensionen. Abends blieben uns kurze, aber wertvolle Gespräche auf den Hütten mit anderen Outdoor-Begeisterten. Mehr brauchte es eigentlich nicht.
Was uns nach den viel zu schnell vergangenen Tagen bleibt, sind tiefgreifende Erfahrungen und wertvolle Erkenntnisse. Wir erlebten körperlich fordernde, aber stets machbare Etappen, die unseren Körper an seine Grenzen brachten und gleichzeitig stärkten. Die mentalen Herausforderungen, die wir meisterten – sei es das Überwinden vieler Höhenmeter oder das Konzentrieren auf technisch anspruchsvollen Downhills – schweißte uns zusammen und zeigte uns unsere innere Stärke. Besonders eindrücklich und schön war das Laufen ohne (Wettkampf-)Zeitdruck zu erleben. Die Freiheit, die wilde Natur in unserem eigenen Tempo zu genießen, die Stille der Berge auf uns wirken zu lassen und uns z.B. an einer Alm zu verpflegen, war einfach unbezahlbar. Ich bin dankbar für die unbeschreiblichen Erlebnisse, die weit über die sechs Tage hinausreichen und mich nachhaltig prägten.
Hard Facts & Tipps
- Dauer: 6 Tage
- Gesamtstrecke: 178 km
- Höhenmeter: ca. 9800 im Aufstieg
- Beste Zeit: Mitte Juni bis Ende September

Tipps für dein Transalp Abenteuer:
1. Frühzeitig reservieren
Für eine erfolgreiche Alpenüberquerung ist eine gute Vorbereitung das A und O. Beginne frühzeitig damit, deine Hütten zu reservieren – besonders in der Hauptsaison oder auf beliebten Routen. Je begehrter die Hütte, desto wichtiger ist eine rechtzeitige Buchung.
2. Offline-Navigation nutzen
Verlasse dich nicht allein auf das Mobilfunknetz – das ist in den Bergen oft nicht vorhanden. Lade dir Offline-Karten (z. B. über Komoot) herunter, damit du jederzeit die Orientierung behalten kannst.
3. Proviant clever planen
Plane deine Tagesverpflegung strategisch: Es lohnt sich, in den Tälern Lebensmittel einzukaufen. Das ist oft deutlich günstiger als eine komplette Verpflegung auf den Hütten.
4. DAV-Mitgliedschaft lohnt sich
Eine Mitgliedschaft im Deutschen Alpenverein (DAV) ist sehr empfehlenswert: Sie ermöglicht vergünstigte Übernachtungen, Essen und Getränke auf vielen Hütten. Achte auf das „Bergsteigeressen“ und das „Bergsteigergetränk“.
5. Genug Bargeld einpacken
Denke unbedingt daran, ausreichend Bargeld mitzunehmen – auf manchen Hütten ist Kartenzahlung nicht möglich, dort wird ausschließlich bar bezahlt.
6. Wasserversorgung nicht unterschätzen
Plane auch deine Wasserversorgung sorgfältig: Nicht aus allen Bergbächen sollte man trinken. Rund um die Memminger Hütte wird zum Beispiel ausdrücklich davor gewarnt.
7. Minimalistisch packen
Packe lieber etwas weniger als zu viel – jedes Gramm zählt, wenn es bergauf und bergab getragen werden muss. Die Packliste für deine eigene Alpenüberquerung gibt es im nächsten Absatz.
8. Kleidung täglich waschen
Ein praktischer Tipp: Wasche abends deine getragenen Klamotten aus und lasse sie über Nacht trocknen. So hast du morgens wieder frische Wäsche parat und sparst Gepäck.
GPX-Track zur Transalp-Route
Die vollständige Route mit Höhenprofilen und GPX-Dateien findet ihr hier meiner Komoot-Collection.
Packliste für die Transalp
Hier findet ihr meine Packliste für die Transalp. Sie ist speziell für Trailrunning und Lightweight-Backpacking konzipiert und hat sich auf meiner Tour bestens bewährt. Dabei habe ich mich auf das absolut Nötige beschränkt, um leicht und effizient über die Alpen zu gelangen. Besonders bewährt hat sich dabei der RAB Veil XP 20 Rucksack, den ich bereits ausführlich im Blog vorgestellt habe: RAB Veil XP 20L im Test – mein idealer Begleiter für die Alpenüberquerung.
Bekleidung
- Laufshirts (2x kurz, 1x Longsleeve), Armlinge
- Laufhosen (2x kurz, 1x lang/Hütten geeignet)
- Socken (2 Paar), Boxershort
- Kopfbedeckung (Cap, Buff/Stirnband)
- Wetterschutz (Regenhose, Regenjacke, Windjacke, Patagonia Nano Puff Jacke)
Ausrüstung
- Schuhe (Laufschuhe, Hüttenschuhe)
- Rucksack, Stöcke
- Trinksystem (2x Flasks, 1x Flask mit Wasserfilter)
- Kleines Taschenmesser (Schere, Pinzette), Hüttenschlafsack
Ernährung & Hydration
Elektronik & Navigation
- Garmin Uhr + Ladekabel
- Smartphone, Stirnlampe, Powerbank, Netzteil, Ladekabel
- Digitale Offline Karten & GPX Tracks, Wetter App
Hygiene & Erste Hilfe
- Notfalltasche Trailrunning (inkl. Blasenpflaster, Schmerzmittel, Salztabletten)
- Hygieneartikel (Deo, Seife/Waschmittel, Creme, Zahnbürste, Zahncreme, Sonnencreme, Handtuch)
Dokumente & Geld
- Geld, Pass, DAV Ausweis, Krankenkassenkarte
Sonstiges
- Leerer Zippbeutel für Müll
- Ohropax
- Sonnenbrille
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