Der Eiger Ultra Trail zählt zu den beliebtesten und zugleich schönsten Ultratrails in den Alpen. Er ist so beliebt, dass die Startplätze verlost werden. Am 20. Juli 2024 stand ich an der Startlinie der 101 Kilometer langen Strecke des Eiger Ultra Trail mit 6700 Höhenmetern. Meine Frau war zeitversetzt auf dem E51 mit 3100 Höhenmetern unterwegs. Wir hatten beide einen langen und intensiven Tag, das Wetter spielte perfekt mit: strahlender Sonnenschein machte den Eiger Ultra Trail 2024 zu einem tollen Erlebnis. Allerdings sorgten die hohe Temperaturen auch für echte Hitzeschlachten auf den langen Anstiegen mit zum Teil 1000 Höhenmetern am Stück.
Die Vorbereitung
Die Vorbereitung und das Training auf den Eiger Ultra Trail hat gut gepasst und ich bin mit dem Lauf sehr zufrieden. Mein zuvor angepeilte Zielzeit zwischen 16 und 17 Stunden habe ich mit 17:51h leider nicht ganz erreicht. Weshalb ich mit der Zeit trotzdem sehr fein bin, erfahrt ihr in diesem Text.
Ein besonderer Glückwunsch geht an meine Frau Mareika, die den E51 souverän in 10:15 Stunden meisterte und sich den 119. Platz Overall sowie den 14. Platz in ihrer Altersklasse sicherte. Eine großartige Leistung!
Der Lauf
Der Lauf startete um 4:00 am Morgen in Grindelwald und führte uns Läufer:innen mit knapp 1000 Höhenmeter zunächst zur Großen Scheidegg. Leider habe ich mich im Startbereich zu weit hinten im Feld eingereiht und kam deshalb in diesen ersten Anstieg nicht so flott voran wie ich eigentlich hätte laufen können. Überholen auf den schmalen Singletrails war leider kaum möglich. Dies hat mich insgesamt bestimmt einige Minuten gekostet.
Eine der ersten größeren Herausforderungen des Eiger Ultra Trail 101 war definitiv der Anstieg zum höchsten Berg, dem Faulhorn (2680m) auf der ersten Hälfte des Rennen. Die steilen, steinigen und in der Sonnne liegenden Trails verlangten sowohl körperliche als auch mentale Stärke. Doch der Ausblick von oben und die dortigen Verpflegungsstation war diese Anstrengung wert. Ich versuchte jeden erklommenen Gipfel entlang der Strecke als einen Meilenstein auf dem Weg zum Ziel zu sehen. So habe ich die lange Strecke in kleinere Teiletappen unterteilt und kam damit mental besser zurecht, als die gesamten 101 Kilometer und 6700 Höhenmeter vor meinem inneren Auge zu haben.
Die einzelnen Gipfel boten aufgrund des tollen Wetters atemberaubende Ausblicke auf die Schweizer Alpen. Besonders die technischen Up- und Downhills forderten mich heraus und machten den Lauf zu einem unvergesslichen Abenteuer.
Unterwegs gab es viele gut ausgestattete Verpflegungspunkte, die uns mit Getränken, Gelen, Obst und Energieriegeln versorgten. Auf cirka der Hälfte der Strecke in Burglauenen war der größte VP, dorthin konnte man sich einen Dropbag liefern lassen. Mit frischem Shirt und neuer Cap, nach ein paar Spaghetti und mit Tailwind nachgefüllten Softflasks ging es anschließend gestärkt weiter. Gelaufen bin ich den Wettkampf in den Hoka Tecton 2, im Dropbag waren die NNormal Tomir 2, auf die ich aber nicht gewechselt habe. Auch die Socken von FAR habe ich in Burglauenen nicht gewechselt. Never change a winning team.
Ab Kilometer 60 ging es bei strahlendem Sonnenschein den Männlichen hinauf. Diese Anstrengung wurde nur noch durch den letzten Anstieg zur Pfingstegg getoppt, denn man ist praktisch schon in Grindelwald und wird dann auf eine letzte Schleife mit knapp 500 Höhenmetern geschickt. Und immer wieder hört und sieht man das Ziel. Das ist physisch und psychisch sehr anstrengend.
Ab Kilometer 80 konnte ich leider nichts mehr essen oder etwas anderes als Wasser trinken. Bei jedem Versuch, Gel, Tailwind oder Cola zu mir zu nehmen, hatte ich das Gefühl, mich sofort übergeben zu müssen. Wasser ging noch. So bin ich die letzten 20 Kilometer fast nur noch mit Wasser und ein paar Salztabletten gelaufen. Das spiegelt sich leider auch in meinem Tempo auf den letzten Kilometern wider. Während des gesamten Eiger Ultra Trail traf ich andere Läufer, mit denen ich mich zum Teil unterhielt – jeder hatte seine eigene Geschichte und Motivation, um an diesem Lauf teilzunehmen.
Das Finish
Die Stimmung am Start, entlang der Strecke und im Ziel war toll, die Zuschauer und Wanderer an der Strecke feuerten uns meist an. Auch die vielen motivierten Helfer des Eiger Ultra Trail trugen wesentlich zur positiven Atmosphäre bei und machten einen tollen Job. Egal ob an den Verpflegungsposten oder entlang der Strecke.
Nach 17 Stunden und 51 Minuten voller Highs und Lows erreichte ich erschöpft, aber überglücklich die Ziellinie in Grindelwald. Der Tag war geprägt von Grenzerfahrungen, atemberaubenden Ausblicken und vielen unterschiedlichen Emotionen. Der Empfang im Ziel in Grindelwald war toll, meine Frau, Phillip Stuckhardt mit Freundin Lajana warteten im Ziel auf mich. Phillip hat übrigens den E16 in einem sehr ambitionierten Feld gewonnen. Nochmals herzlichen Glückwunsch dazu!
Mein Zieleinlauf war eine tolle Belohnung, die Finisher-Medaille mit original Eiger-Stein und das Finisher-Shirt rundeten das Erlebnis ab.
Der Eiger Ultratrail E101 2024 im Überblick
- Distanz: 101 km
- Höhenmeter: 6700 m
- Bedingungen: Traumwetter, aber heiß
- Zeit: 17:51 h
- Platzierung: 108. Platz
- Platzierung Altersklasse: 20. Platz
- Starter: 609
- Finisher: 446
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